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Frankreich ist das Land des „Savoir-vivre“, nicht umsonst sagen wir „Essen wie Gott in Frankreich“. Für die Normandie trifft das ganz besonders zu. Neben Camembert, Calvados und Cidre gibt es hier noch so viel mehr zu entdecken. Ich erzähle Ihnen meine besonderen Gastronomie-Erlebnisse und zeige Ihnen meine Gastronomie-Geheimtipps der Normandie. Dabei lernen wir Normanninnen und Normannen kennen, die viel Liebe in Ihr Handwerk stecken und auf Qualität statt Masse setzen. Lassen Sie sich mit mir treiben, von Ort zu Ort und von einem Geschmackserlebnis zum nächsten in der Normandie.

Nur wenigen bekannt: der Birnenschaumwein Poiré und der Calvados Domfrontais

Es ist September und ich bin mit Freunden im Umland von Domfront unterwegs. An diesem sonnigen Spätsommermorgen sind wir mit Jérôme Forget verabredet, sein Birnenhof liegt etwas versteckt. Die knorrigen, hochstrebenden Birnenbäume sehen wir jedoch schon von Weitem. Golden hängen die Birnen an den Bäumen, und nach einer herzlichen Begrüßung erklärt uns Jérôme, dass einige dieser Bäume bis zu 300 Jahre alt werden können. Er nennt den Poiré „normannischen Champagner“, und lobt seinen frischen Geschmack. Tatsächlich schmeckt der Birnenschaumwein Poiré anders als der normannische Cidre, nicht so süß und herber. Der Birnenschaumwein wird nur in der Region um Domfront von ca. 25 Produzenten hergestellt. Er besitzt die herkunftsgeschützte Bezeichnung AOP und besteht ausschließlich aus Birnen, davon mindestens 40% der Birnensorte Plant de Blanc. Wir nutzen die Gelegenheit und kaufen bei Jéromes Poiré für unser Mittagspicknick mit Camembert und leckerem französischen Baguette. Zum Abschied gibt uns Jérôme noch einen Tipp mit auf den Weg: Wenn wir mehr über den Poiré erfahren wollen, dann sollen wir die Poiré-Route entlang fahren bis nach Barenton, und dort das Poiré-Museum besuchen. Den besonderen Calvados domfrontais mit Birnenanteil können wir bei der Calvados-Kooperative Comte Louis de Lauriston in Domfront verkosten.

Praktische Informationen

Ferme de l’Yonnière
Jérôme Forget
61330 Torchamp
Tel.: 0033(0)2 33 30 84 76
E-Mail: [email protected]
Website Ferme de l’Yonnière

Calvados domfrontais – Kooperative
Calvados Comte Louis de Lauriston

Chais Verger Normand
Rue du Mont Saint-Michel
61700 Domfront
Tel.: 0033(0)2 33 38 53 96
Website Calvados Comte Louis de Lauriston

Poiré-Museum
La logeraie
50720 Barenton
Tel.: 0033(0)2 33 59 56 22
Website des Poiré-Museums
Die Besichtigung des Museums ist kostenlos. Geöffnet vom 1. April bis 31. Oktober (außer 1. Mai) von 10-13 Uhr und von 14-18 Uhr (18.30 Uhr in den Sommermonaten).

Zum Frühstück, als Dessert oder wann immer Sie möchten: normannischer Teurgoule

Diese normannische Süßspeise ist der Hit, natürlich auch wegen ihres unaussprechlichen Namens, der in etwa „das Gesicht verziehen“ bedeutet. Über den Ursprung des Namens sind sich die Normannen nicht einig, eine These ist, dass es scheinbar einen Moment gedauert hat, bis die richtige Rezeptur gefunden wurde. Und dann der Geschmack: so cremig, zartschmelzend und einfach nur lecker! Beim normannischen „Teurgoule“ handelt es sich um eine Art normannischer Milchreis („Milchreis“ würde ich aber niemals beim Wettbewerb der besten Teurgoule-Köche der Normandie wiederholen, das wäre ein Affront und in etwa so, als würde ich Frischkäse mit Camembert vergleichen). Teurgoule finden Sie im Urlaub oft beim Frühstücksbuffet im Hotel oder Chambre d’hôte oder auf Wochenmärkten. Ein echter Teurgoule backt rund sechs Stunden bei 130 Grad in einer großen Tonschüssel. Das Rezept ist eigentlich simpel: 2 Liter gute normannische Milch, 170 Gramm Zucker, 130 Gramm Rundkornreis, 2 Teelöffel Zimt und eine Prise Salz, ab in den Tontopf und in den Ofen. Nach sechs Stunden Vorfreude heißt es dann „Bon appétit!“

Bier aus der Normandie: Geschichten von Mönchen, Aussteigern und Startups

Bei dem Stichwort „Gastronomische Geheimtipps“ darf natürlich normannisches Bier nicht fehlen. Drei der besten Bierbrauereien der Normandie möchte ich Ihnen deshalb ans Herz legen:

Abtei Saint-Wandrille
Abtei Saint-Wandrille
  1. Benediktiner-Bier von Saint-Wandrille: Die Mönche der Benediktiner-Abtei Saint Wandrille brauen – frei nach Ihrem Leitspruch „ora et labora“ – ihr eigenes, kastanienbraunes Benediktinerbier. Nach einer Besichtigung der Abtei mit einem Mönch kann man das Bier direkt vor Ort kaufen. Wir haben das kühle Bier bei Sophie im Restaurant O P‘tit Troquet Toqué getrunken, mit Blick auf die Abtei von Saint Wandrille!

    Abtei Saint Wandrille
    2, rue Saint-Jacques
    76490 Rives-en-Seine
    Website der Abtei

    O P’tit Troquet Toqué
    6, rue de l’Oiseau Bleu
    76490 Rives-en-Seine
    Das Restaurant auf Facebook

  2. Was gibt es Schöneres, als nach einer abenteuerlichen Kletterpartie oder einer Kanu-Tour in der normannischen Schweiz ein kühles Bier zu trinken? – Genau, nichts. Deshalb genießen wir nach unserem Urlaubstag in der normannischen Schweiz die obergärig gebrauten, ungefilterte Biere mit Bio-Zertifikat der Brasserie de la Lie. Die jungen Bierbrauer können wir auch vor Ort besuchen, nur ist es besser, sich vorher anzumelden. Die Bio-Biere de la Lie haben wir dieses Mal in einem Geschäft mit lokalen Produkten in der normannischen Schweiz gekauft.

    Brasserie de la Lie
    Rue de l’Orne, ZI – 14570 St Rémy
    Tel.: 0033(0)9 84 32 54 11
    Website der Brauerei

  3. La Vertueuse von Montligeon: Vom Schreiner zum Bierbrauer, das ist der Traum, den sich Christophe Haye erfüllt hat. Unterstützt wurde er dabei von der Kirchengemeine Notre Dame de Montligeon, die einen Teil ihrer Gebäude für Startups zur Verfügung stellt. Wir staunen nicht schlecht über das innovative Konzept mitten auf dem Lande. Ob Weißbier, Helles, Dunkles oder IPA-Bier – jeder von uns hat hier sein Lieblingsbier gefunden. Getrunken haben wir es abends auf der Terasse der Domaine de la Lochetière bei der Paris-Aussteigerin Sylvia Merel.

    Notre-Dame de Montligeon
    26, Rue Principale
    61400 La Chapelle-Montligeon
    Website Notre Dame de Montligeon

    Domaine de la Lochetière
    Lieu-Dit La Lochetière – NORMANDEL
    61190 Charencey
    Tel.: 0033(0)6 13 99 10 38
    Website Domaine de la Lochetière

Ein Ausflug zu den Austernbänken der Normandie – frischer geht nicht!

Couple - Dégustation d'huîtres à Port-en-Bessin

Zugegeben, die Austern der Normandie sind auch über die Region hinaus bekannt. Frischer als in der Normandie bekommen Sie sie jedoch nirgends. Einige der besten Austern-Restaurants haben wir Ihnen hier zusammengestellt. Ein ganz besonderes Austern-Erlebnis habe ich mit Freunden in Gouville unternommen:

Am Strand von Gouville schreien die Möwen, vor uns erstreckt sich das weite Watt, in der Ferne sehen wir die Insel Jersey und atmen tief die salzige Luft. Neben uns schnauben drei normannische Kaltblutpferde und scheinen sich ebenso auf den Ausflug zu freuen, wie wir. Mit der Kutsche geht es zu den Austernbänken vor der Küste, während der Fahrt genießen wir das Küstenpanorama und erfahren Wissenswertes zum Geschmack der Austern und ihrer Zucht in der Normandie. Wir probieren die Austern direkt vor Ort, mit einem guten Weißwein, und wissen: frischer geht es nicht. Dass die Ausflüge sich nach den Gezeiten richten, ist natürlich klar und war für uns kein Problem. Reisen im Rhythmus der Natur ist schön und entschleunigt. Und so genießen wir unseren Tag am Meer weitab vom Trubel, die Sonne auf unserer Haut und die sanfte Meeresbrise im Haar.

Informationen zum Austern-Ausflug aufs Meer gibt es beim Tourismusbüro von Gouville und bei der Organisation Attelage des Grandes Marées.

Praktische Informationen

Tourismusbüro Gouville-sur-Mer
1 rue du Nord
50560 Gouville-sur-Mer
Tel.: 0033(0)2 33 47 84 33
E-Mail: [email protected]
Website Tourismusbüro Gouville

Le Mirliton – ein Praliné-Traum im „normannischen Venedig“

Wenn ich von Pont-Audemer schwärme, schaue ich oft in fragende Gesichter. Für alle Normandie-Fans auf der Suche nach einem echten Geheimtipp ist Pont-Audemer die Adresse. Die Stadt liegt im Naturpark der normannischen Seine-Schleifen, rund 30 Minuten von Honfleur entfernt. Kleine Flussarme der Risle fließen in Kanälen durch die ehemalige Färber-Stadt, vorbei an bunten Fachwerkhäusern: ein „normannisches Venedig“. Gastronomisch wartet hier mit der Mirliton-Praline ein wahrer Traum. Die Geschichte dazu lautet wie folgt: Im Jahr 1340, am Hof des Königs Charles V, entwickelt der Koch Guillaume Taillevent das Rezept für die leckeren Mirliton-Pralinen, und widmet sie seiner normannischen Heimatstadt Pont Audemer. Bei den Mirlitons handelt es sich um knusprige Teigröllchen, die mit Pralinenmousse gefüllt und an den Rändern mit dunkler Schokolade verschlossen werden. Kalorienzählen muss man sich hier einfach sparen. Die Mirlitons findet man in vielen Konditoreien der Stadt und sie sind auch ein schönes Mitbringsel für zu Hause – vorausgesetzt, sie schaffen es bis dorthin.

Praktische Informationen

Tourismusbüro Pont Audemer
2 Place du Général de Gaulle
27500 Pont-Audemer
Tel.: 0033(0)2 32 41 08 21
Website Tourismusbüro Pont-Audemer

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