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Im fünften Artikel „Das Memorial von Montormel“ beschreibt Guido Knopp die Ereignisse im „Kessel von Falaise“, einem entscheidenden Zusammentreffen zwischen deutschen Soldaten und alliierten Truppen. Der Mont Ormel gilt als Symbol des Sieges der Alliierten im Westen. Heute kommen hier immer wieder Zeitzeugen unterschiedlicher Nationen zusammen, um über dieses Ereignis zu sprechen.

Montormel: Eindrucksvolle Gedenkstätte im Süden der Normandie

Es ist die für mich eindrucksvollste Gedenkstätte in der Normandie – weil sie mitten auf dem Tatort der Geschichte steht: ein schlichter Rundbau auf dem Mont Ormel, zwischen Chambois und Vimoutiers.

Es ist ein kleiner Berg inmitten eines früheren Schlachtfelds – jener blutigen Schlacht im legendären Kessel von Falaise, in der das Schicksal des Krieges im Westen endgültig entschieden wurde. Ein Ort, an dem man wie auf einem Feldherrnhügel steht. Und im 360-Grad-Modus das ganze Schlachtfeld überblicken kann.

Memorial Montormel
Mémorial de Montormel © Coraline et Léo

Es war eine der heftigsten, ja erbittertsten Schlachten des gesamten Zweiten Weltenbrands. Die Alliierten waren im Juli 1944 aus ihrem großen Brückenkopf an den Landungsstränden ausgebrochen und marschierten nach Süden und Osten, Richtung Paris. Ihre Überlegenheit an Material und Menschen war erdrückend, ihre Herrschaft in der Luft war absolut. Doch bei Falaise stellte sich ihnen die 7. deutsche Armee unter Generalfeldmarschall Model entgegen.

Der Hügel war Anfang August noch in deutscher Hand und trug – wegen seiner 262 Meter Höhe – auch offiziell den Namen „Hügel 262“. Er hatte strategische Bedeutung, weil er das umgebende Gelände beherrschte und wurde alsbald heiß umkämpft.

Mitte August 1944 hatten die alliierten Truppen rund 150.000 deutsche Soldaten im „Kessel von Falaise“ eingeschlossen. Dabei hatte die 1. polnische Panzerdivision, die auf britischer Seite kämpfte, die Höhe 262 erobert. Model wollte sie um jeden Preis zurückgewinnen. Denn wenn der Hügel wieder in deutscher Hand wäre, hätte er den Kessel offenhalten und den Rückzug zumindest von Teilen der 7. Armee nach Osten ermöglichen können. Am Morgen des 20. August befahl er zwei SS-Panzerdivisionen den Angriff auf die polnischen Truppen. Zwar konnte Model den Hügel nicht zurückerobern, doch immerhin erhielt er einen Korridor, durch den es bis zu 50.000 Deutschen gelang, aus dem Kessel zu entkommen.

Doch Zehntausende von Toten und Gefangenen blieben im Kessel – mitsamt fast allen schweren Waffen.

Die Wehrmacht erholte sich nicht mehr nach dieser Schlacht. Die Alliierten erreichten wenige Tage später Paris und stießen alsbald bis zur deutschen Grenze vor. Der Mont Ormel war das Symbol für ihren Sieg im Westen.

Wer heute vom Museum auf dem Hügel in die idyllische Landschaft blickt, kann sich kaum vorstellen, dass hier vor 70 Jahren Menschen unterschiedlicher Nationen kämpften. Noch heute finden sich im Ackerboden da und dort Granaten, Bajonette, Stahlhelme – Zeugnisse einer Zeit, in der am Ende die Mächte der Freiheit den Sieg errangen.

Der temperamentvolle Museumschef rekonstruiert für die Besucher seines Feldherrnhügels nicht nur gerne den Verlauf der Schlacht, sondern freut sich immer wieder über Veteranen beider Seiten, die den Ort besuchen. Viele sind es nicht mehr, doch in den letzten 20 Jahren fanden sich hier manchmal alte Männer zusammen, die auf Deutsch, auf Englisch oder Polnisch unter Tränen über ihre Erlebnisse sprachen und am Ende immer wieder ein Versprechen gaben, welches ihre Generation an die Jüngeren weiterreicht: NIE WIEDER KRIEG.

Ein Friedhof für die Freiheit

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Der längste Tag

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Normandie – Region der Freiheit

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