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Bohin France ist die letzte Stecknadelmanufaktur Frankreichs und liegt im Süden der Normandie. Meinen Mann Jürgen und mich, Ursula, erwartet eine besondere Sehenswürdigkeit und eine echte Reise in der Zeit in der Normandie. Begleiten Sie uns bei unserer Besichtigung der Manufaktur Bohin und ihres Museums im Süden der Normandie!

Museum und Produktionsstätte: Die Stecknadeln von Bohin France

Auf unserer Reise zum Naturpark Perche in der Normandie haben wir die Manufaktur Bohin entdeckt, die letzte Stecknadelmanufaktur Frankreichs. Was zunächst unscheinbar klingt, ist für uns ein wirkliches Highlight der Normandie und eine tolle Sehenswürdigkeit. Das moderne Museum harmoniert perfekt mit der eigentlichen Produktionsstätte, die seit dem 19. Jahrhundert feinste Stecknadeln und Nähnadeln herstellt.

Das Fabrik- und Museumsgebäude liegt malerisch am Fluss Risle, ein Esel begrüßt uns auf unserem Weg zum Eingang mit seinen großen braunen Ohren. Der Weg zum Museum führt durch die Boutique und ich zwinge mich, mir das Stöbern für nach dem Besuch aufzuheben. Jürgen und ich betreten zuerst einen Raum, in dem wir mehr über die verschiedenen Produktionsschritte für Stecknadeln und Nähnadeln erfahren. Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, obwohl ich sehr gern nähe!

Die Stecknadeln von Bohin: Damals wie heute der Stolz der Region

Dann geht es in die Produktionsräume. Es rattert und riecht nach Maschinenöl und auch die Lautstärke zeigt, dass hier ununterbrochen gearbeitet wird. Das Metall wird zurecht geschnitten, das Glas für die Stecknadelköpfe geschmolzen und mit dem Metall verbunden. Jede Etappe wird erklärt und die Arbeiter zeigen uns sehr gern, wie Ihre Arbeitsschritte aussehen. Und erst die Maschinen! Jürgen kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, als er erfährt, dass manche der Maschinen noch aus der Zeit des Firmengründers Benjamin Bohin im 19. Jahrhundert stammen! Wir merken, wie stolz hier alle auf ihre Arbeit sind, und freuen uns, diesen Geheimtipp der Normandie entdeckt zu haben!

Manufacture Bohin

Ein modernes Museum zeigt die Firmengeschichte von Bohin

In dem modernen Museum, welches sich an die Fabrik anschließt, erfahren wir mehr über die Verwendung der Nadeln von Bohin. Edle Hüte und schimmernde Kleider, feinster Stoff für Anzüge oder Mäntel wurde von den Stecknadeln zusammengehalten und von den Nähnadeln genäht. Mir kribbelt es schon in den Fingern und ich wünschte, ich hätte an mein Nähzeug gedacht! Bunte Werbeplakate aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, die Exportgeschichte in die USA und Wissenswertes zur Entwicklung des Familienunternehmens bietet sich uns in diesem zweiten Teil. Wir erfahren, dass Benjamin Bohin und einige andere Industriellen aus der Region sich für eine Eisenbahnverbindung in die Stadt Aigle eingesetzt haben! Noch heute werden die Steck- und Nähnadeln von Bohin in 33 Länder der Welt exportiert, insbesondere in die USA, wo man die französische Qualität der Nadeln schätzt.

Die Boutique des Museums Bohin: ein Paradies für Handarbeits- und Bastelfans

In der Boutique finde ich natürlich die tollen Nadelsets von Bohin und kaufe gleich mehrere Sets für meine Freundinnen und meine Enkelin, die ebenfalls gern näht. Eine Biografie von Benjamin Bohin ist für Jürgen genau das Richtige. Was nehmen wir von diesem Besuch sonst noch mit? Einen tollen Einblick in die französische Industriekultur in der Normandie und einen wirklichen Geheimtipp im Süden der Normandie.

Die Geschichte hinter der Sehenswürdigkeit Bohin

Die Geschichte dieses Industriekultur-Schmuckstücks in der Normandie geht zurück auf das Jahr 1833, als der Gründer der Firma, Benjamin Bohin, mit 11 Jahren erstmals im Familienunternehmen arbeitet. Damals stellt die Familie Bohin noch Holzkisten her. Als Benjamin mit 17 Jahren die Zügel übernimmt, verwandelt er die Firma radikal, meldet Patente an und produziert Qualitätsnadeln und -stecknadeln in der Normandie. Die Industrialisierung gibt seinem Projekt großen Aufschwung, vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigt die Stecknadelmanufaktur circa 600 Beschäftigte und wird von seinem Sohn Paul Bohin weitergeführt.

Eine tolle Idee zur Rettung der Stecknadelfabrik Bohin

1997 jedoch droht die Firma Konkurs anzumelden. Der Verkaufsleiter Didier Vrac versucht alles, um das Unternehmen zu retten. Anfang der 200er Jahre dreht der französische Fernsehsender TF1 eine Reportage über die außergewöhnliche Manufaktur. Am nächsten Tag bilden sich lange Schlangen vor der Fabrik: alle wollen sehen, wie Steck- und Nähnadeln hergestellt werden! Die Idee zum Erhalt des normannischen Savoir-Faire ist geboren, 2014 eröffnet das moderne Museum der Manufaktur Bohin. Heute garantieren 40 Mitarbeiter und das Team des Museums um Audrey und Fabien Régnier, dass dieses besondere Wissen um die Stecknadelproduktion aus der Normandie nicht verloren geht!

Audrey Reigner und Didier Vrack von der Stecknadelmanufaktur Bohin
Audrey Reigner und Didier Vrack von der Stecknadelmanufaktur Bohin

Praktische Informationen

Manufacture Bohin France
1 Le Bourg
61300 Saint-Sulpice-sur-Risle
Website der Manufaktur Bohin

Bitte beachten: Am Wochenende, in den französischen Schulferien und im August sind die Mitarbeiter im Urlaub. Dann zeigen Videos die Produktionsschritte in der Fabrik. Planen Sie für Ihre Besichtigung ca. 2 Stunden Zeit ein.

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