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Im Pays d’Auge, dem Land der Apfelbäume der Normandie, liegt die 40 Kilometer lange Cidre-Route. Zwischen den süßen Dörfern Beuvron-en-Auge, Cambremer und Bonnebosq bieten ca. 20 lokale Produzenten den leckeren normannischen Cidre, Calvados und Apfelsaft zum Probieren und Verkauf an. Für meine Freunde und mich, Markus, ist die Cidre-Route die ideale Gelegenheit, Land und Leute entspannt kennenzulernen. Auf geht’s!

Unterwegs im Paradies aus Apfelbäumen

Nachdem wir gemeinsam die Käsereien der Normandie beim Käse-Roadtrip besucht haben, fehlt uns jetzt natürlich noch der Cidre-Roadtrip. Dazu geht es für uns auf die 40 Kilometer lange Cidre-Route im Pays d’Auge, die wir bequem als Tagesausflug entdecken. Je eine halbe Stunde östlich von Caen und südlich der Seebäder Cabourg, Deauville oder Trouville ist das Pays d’Auge der Inbegriff für Keltertradition der Normandie. Fachwerkhäuser und unzählige Apfelbäume malen eine Kulisse wie im Bilderbuch. Daneben verstecken sich im Pays d’Auge einige der edelsten Gestüte der Normandie. Kurzum: Mit seiner üppigen Natur und seiner Authentizität ist das Pays d’Auge einer dieser Orte in der Normandie, an dem wir zusammen unvergessliche Momente erleben und die Locals besser kennenlernen!

Entlang der Cidre-Route verlassen wir uns auf die Schilder „Cru de Cambremer“, die uns den Weg zu Cidre, Calvados und Co. weisen. Gut zu wissen: Die Cidre und Calvados aus dem Pays d’Auge sind geschützt und tragen das Label „AOP Pays d’Auge“. Die Cidre-Route ist außerdem die erste ihrer Art in Frankreich und existiert bereits seit 1974. Gegründet wurde sie durch die normannischen Produzenten selbst, die ein Zeichen setzen wollten für guten Geschmack und normannische Gastfreundschaft. Prost!

Cidre ist nicht gleich Cidre

Die Mischung macht’s. Das wird meiner Clique (ich sitze am Steuer und genieße die Top-Auswahl meiner Freunde heute Abend im Ferienhaus) spätestens nach der zweiten Cidre-Verkostung klar. Unzählige Apfelsorten gibt es hier in der Normandie, mit wohlklingenden Namen wie „La Bouteille“, „Le domaine“, „Le tranquille“, „Le bedan“, „Le rouge-mulot“ oder „La petite sorte“. Jede Produzentin und jeder Produzent mischt seine Apfelsorten individuell nach einem Geheimrezept. Der so gekelterte Apfelsaft ist die erste Etappe auf dem Weg zum normannischen Cidre Pays d’Auge AOP.

Die Verwandlung: Vom Apfelsaft zum Cidre

Erst trüb, dann klar: Der Reifeprozess des Apfelsaft zum Cidre durchläuft mehrere Schritte. Aus süßem Apfelsaft wird durch den natürlichen Gärungsprozess der Fruchtzucker der Äpfel in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Je nach Mischungsverhältnis der süßen, sauren oder bitteren Apfelsorten entstehen dabei unterschiedliche Aromen und Geschmäcker. Im Laufe eines Jahres erhält ein normannischer Cidre so je nach Dauer des Gärungsprozesses einen Alkoholgehalt zwischen 3,5% und 5%. Der Verzicht auf künstliche Hefen und einheitliche Apfelsorten lässt so jeden Cidre zu etwas ganz Besonderem werden. Abgefüllt in Flaschen mit Korkverschluss passen die Cidre der Normandie perfekt zur lokalen Küche. Camembert, Meeresfrüchte und Muscheln – ein Cidre als Getränk passt immer!

Unser Fazit: Cidre von normannischen Produzentinnen und Produzenten hat Charakter und nichts gemein mit industriell hergestelltem Cidre aus dem Supermarkt. Die Cidre „Cru de Cambremer“ haben einen frischen, leicht bitteren Geschmack und sind hervorragende Durstlöscher an heißen Sommertagen. Allzu lang sollte man den Cidre nicht lagern, aber das ist bei diesem Geschmackserlebnis auch nicht schwer!

Der Calvados: Das „normannische Elixier“

Viele der Produzentinnen und Produzenten der Cidre-Route stellen nicht nur Cidre her, sondern auch Calvados, Apfelsaft oder den Apéritif Pommeau – so findet jede und jeder von uns sein normannisches Lieblingsgetränk. Der Cidre schmeckt frisch und gekühlt am besten – den Apfelschnaps Calvados lässt man länger reifen. In der Normandie ist Calvados das Beste, was aus einem Cidre-Apfel werden kann. Ein Calvados wird dabei nie allein aus einer Apfelsorte destilliert. Vielmehr bilden bittere, bittersüße, süße und saure Äpfel mit ihren Tanninnen und süßen Aromen die Basis für das normannische „Eau de vie“. Der Calvados wird aus Cidre hergestellt, bei dem der Fruchtzucker im Gärungsprozess komplett in Alkohol umgewandelt wurde (ca. 6% Alkoholgehalt).

Der Duft warmer Äpfel im Winter

Wenn man von Januar bis Juni durch das Pays d’Auge reist, riecht es oft nach warmen Äpfeln – der Calvados wird jetzt destilliert. Die doppelte Destillation, die zwischen 18 und 20 Stunden dauert, ist das Markenzeichen des herkunftsgeschützten Calvados Pays d’Auge AOC. Mit 70% Alkoholgehalt wird der Calvados in Eichenfässer gefüllt und reift dort über Jahre heran. Das Holz gibt Geschmack und Aromen an den Calvados ab – der fruchtige Geschmack des Apfelschnapses weicht mit den Jahren beispielsweise Mandel-, oder Vanillenoten. Die normannischen Kellermeisterinnen und Kellermeister entscheiden, welche Calvados-Sorten gut zusammenpassen und erschaffen aromatische und vollmundige Mischungen mit ca. 40% Alkoholgehalt. Einmal in Flaschen abgefüllt, ist der Reifeprozess des Calvados abgeschlossen – er behält über Jahre seinen Charakter.

Unser Fazit: Junger Calvados schmeckt hervorragend als Cocktail, ältere Jahrgänge genießt man am besten pur!

Calvados und Pommeau
Calvados und Pommeau © Calvados Tourisme

Unsere Entdeckung auf der Cidre-Route: Der Pommeau

Cidre, Calvados, Apfelsaft – darauf haben wir uns auf der Cidre-Route schon gefreut. Aber Pommeau? Das war niemandem von uns ein Begriff. Bis jetzt, denn der Apéritif sieht mit seiner goldenen Farbe nicht nur gut aus, er schmeckt auch hervorragend. Die Mischung aus Cidre und Calvados basiert auf einem alten normannischen Rezept. Der Pommeau reift in Eichenholzfässern und erhält so seine hübsche Bernsteinfarbe. Gekühlt schmeckt der Pommeau am besten und vereint alle Vorteile des Cidre und Calvados in einem Getränk!

Cidre-Keltereien und Calvados-Destillerien in Cambremer

Unsere (Restaurant-)Tipps für Beuvron-en-Auge

Sehenswertes in der Umgebung

Die Gärten des Pays d’Auge mit ihrer Crêperie (bitte saisonale Öffnungszeiten beachten)

Das Schloss von Crèvecœur (mit Mittelalterfest im Sommer)