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In seinem sechsten Artikel fasst Guido Knopp seine Eindrücke während seiner Reise in die Normandie zusammen. Neben der Kraft der historischen Orte haben ihn die absolut sehenswerten Orte der Normandie wie der Garten von Claude Monet, der berühmte Mont-Saint-Michel sowie die köstliche normannische Gastronomie beeindruckt.

Eine Reise durch die Normandie – Was bleibt besonders in Erinnerung?

Da ist so vieles: Und wie sollte es auch anders sein, es sind zunächst die vielfältig gehüteten Erinnerungen an den D-Day 1944 und die heftigen Kämpfe danach. Da sind die eindrucksvollen Landungsstrände, wo die Befreiung Westeuropas und auch Deutschlands von der Barbarei begann. Da ist ein zauberhafter Ort wie Sainte-Mère-Église, der sich ganz der Erinnerung an jenen US-Fallschirmjäger hingegeben hat, der sich mit seinem Fallschirm in der Nacht zum 6. Juni 1944 auf dem Kirchendach verfangen hatte – und somit unsterblich wurde. Da ist der so bewegende Soldatenfriedhof von Colleville-sur-Mer, ein Meer von weißen Kreuzen, die an all die jungen Männer erinnern, welche für die Freiheit in der Normandie ihr Leben ließen. Oder jenes wahrhaft wunderbare Mémorial de Caen, das den D-Day einbettet in die Gesamtgeschichte des 20. Jahrhunderts – bis hin zur schönsten Stunde der deutschen Geschichte, dem Fall der Mauer von Berlin. Ich habe weltweit schon viele historische Museen besucht – doch das Memorial de Caen findet seinesgleichen nicht.

Entdeckung des Wandteppiches von Bayeux
Wandteppich von Bayeux

Doch die Normandie ist mehr als nur Erinnerung an 1944. Da ist vor allem der berühmte Wandteppich von Bayeux, mit 70 Metern gewiss einer der längsten Wandteppiche der Welt. Aber nicht deswegen ist er heute Teil des Welterbes der UNESCO, sondern weil er einfach eines der schönsten Kunstwerke des Mittelalters ist. Er zeigt in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands durch die Normannen (ja, die Bewohner der Normandie haben England erobert!). Die durchdachte Darstellung und kunstvolle Durchdringung der Geschehnisse lässt den Betrachter einfach staunen – so auch mich.

Die japanische Brücke in Giverny
Die japanische Brücke in Giverny

Und dann ist da der legendäre Garten und das Haus von Claude Monet in Giverny. Monet, der Meister des Impressionismus, hatte diesen Garten höchstpersönlich angelegt und immer wieder liebevoll gemalt. Einige der schönsten und teuersten Gemälde der Welt zeigen Teilausschnitte dieses Gartens. Wer, wie ich, Monet liebt und diesen Garten sieht, empfindet ein ganz aufregendes Déjà-vu.

Abendstimmung am Mont Saint-Michel

Und überhaupt das Klima! Was ich an mir bemerkt habe, das gilt womöglich generell: Die Normandie macht nicht müde. Ganz im Gegenteil. Die sanfte Brise, die vom Meer her weht, macht wach und quick. Im Sommer ist es warm, doch ohne schweißtreibende Luftfeuchtigkeit. Ein Klima der besonderen Art. Die Region profitiert noch vom Golfstrom, und es gibt tatsächlich freiwachsende Palmen, etwa auf dem Mont-Saint-Michel. Der ist überhaupt ein Wunderwerk menschlicher Baukunst. Ein Berg, ein Kloster, eine Stadt auf einer Insel, die per Brücke mit dem Festland verbunden ist. Weltkulturerbe der UNESCO, meistbesuchter Ort in Frankreich. Wie es heißt, sind in der Stiftskirche dortselbst die Reliquien des Erzengels Michael aufbewahrt. Ein Spaziergang bei Ebbe in der Bucht rund um den Mont-Saint-Michel ist einfach unvergesslich.

Bei alldem sollte eines nicht vergessen werden, und hier darf ich es nun ein für allemal bekennen: Der besondere Reiz der Normandie, das ist für mich die exzellente Küche. Zeitlebens habe ich mich nie entscheiden können, ob ich mehr zum Gourmet oder zum Gourmand neige. Die Reise durch die Normandie hat mir diese Entscheidung nicht leichter gemacht. Ich persönlich esse gerne, viel und gut – wie jeder aufrechte Normanne. Da ist zum einen das überreiche Angebot an frischen Meeresfrüchten. Gerade jetzt, im Herbst, ist Fangsaison für Jakobsmuscheln, die berühmten Coquilles St. Jacques. Und dank der Zuchtanlagen an den Küsten der Normandie sind die heimischen Austern stets präsent und einfach unwiderstehlich. Und wenn ich kulinarisch mal zurück zu Mutter Erde neige, dann schmecken mir die zarten und doch würzigen Salzwiesenlämmer, die man etwa auf der Halbinsel Cotentin für Leute wie mich bereithält.

Doch genug! Das pure Schreiben über all die leckeren normannischen Genüsse fördert meinen Appetit. Darauf einen Calvados!

Und, liebe Leser: A bientôt! Auf Wiedersehen in der Normandie!

Normandie – Region der Freiheit

Normandie – Region der Freiheit

Der Fallschirmjäger auf dem Kirchendach

Der Fallschirmjäger auf dem Kirchendach

Der längste Tag

Der längste Tag