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Im Herzen von Cabourg wartet ein ganz besonderes Erlebnis auf meinen Mann Jürgen und mich. Im neuen Museum Villa du Temps retrouvé reisen wir in der Zeit. Wir folgen Marcel Proust ins goldene Zeitalter der Seebäder der Normandie. Der Name des Museums „Villa du Temps retrouvé“ („Villa der wiedergefundenen Zeit“) spielt auf Prousts Romanwerk „A la recherche du temps perdu“ (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) an. Das Museum ist unser Tor zur normannischen Belle Époque am Beginn des 20. Jahrhunderts.

Ein Gruß aus längst vergangener Zeit

Nur wenige Gehminuten vom Meer entfernt fällt uns die Villa du Temps retrouvé mit ihrer hübschen Fassade sofort ins Auge. Die Villa „Bon Abri“ in Cabourg ist wie ein Postkartenmotiv, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Reise in die Seebäder der Normandie verschickt wurde. Es fehlen eigentlich nur noch angedeutete Silhouetten, die im Frack oder ausladenden Reifröcken im Garten der Villa spazieren gehen. Als wir uns dem Anwesen nähern, fühlt es sich an, als würden wir in diese längst vergangene Szenerie eintauchen.

Innenansicht Villa du Temps retrouvé
Ausstellungsraum Villa du Temps retrouvé © Philippe Deneufve

Inspirierende Sommerfrische an den Küsten der Normandie

Die Villa du Temps retrouvé lädt dazu ein, das Erlebnis „Belle Époque“ mit allen Sinnen zu genießen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um die Jahrhundertwende und vor dem 1. Weltkrieg entsteht an der Normandie ein hübsches Seebad nach dem anderen. Die Eisenbahnlinien an die Küste der Normandie ziehen die Menschen aus der Großstadt an die Strände der Normandie. Auch erste internationale Reisende, allen voran die Briten, erholen sich in den normannischen Seebädern. Man verbringt ganze Sommer in Dieppe, Cabourg, Trouville, Deauville, Barneville-Carteret oder Granville.

Die ausgelassene Atmosphäre inspiriert zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Marcel Proust wählt das Hotelzimmer 414 des Grand Hôtel von Cabourg als Sommerresidenz. Hier schreibt er zwischen 1907 und 1914 an seinem Romanwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.

Von den Ursprüngen von Cabourg…

Unsere Besichtigung beginnt mit dem Architektur-Pavillon mit Informationen zur Seebad-Architektur und dem sozialen und wirtschaftlichen Kontext des Seebads. Auf einem Bildschirm können wir die Entwicklung von Cabourg interaktiv verfolgen. Vom Mittelalter, als am Strand von Cabourg nur ein paar Fischer lebten, bis zur Gegenwart und den prächtigen Strandvillen.

Nach diesem Einstig wird es nostalgisch. Durch das Grammofon klingt knisternd „Les Plaisirs de la plage“ von Félix Mayol, während vor unseren Augen Archivbilder der Jahrhundertwende tanzen. Hektische Pariserinnen und Pariser, die auf den Gleisen noch schnell den Zug an die normannische Küste erreichen wollen. Dicht gefolgt von glücklichen Gesichtern der Gäste, die sich am Meer bei einem Strandspaziergang in den Seebädern der Normandie entspannen.

Musiksalon Villa du Temps retrouvé
Musiksalon Villa du Temps retrouvé © Philippe Deneufve

…hin zum Prunk der Belle Époque

Die ganze Lebenskunst der Jahrhundertwende erstrahlt im Wintergarten der Villa du Temps retrouvé, im Musik-Salon, im Spiel- und im Empfangszimmer. Das Dekor, die Möbel und die sorgfältig ausgewählten Ausstellungsstücke lassen uns eintauchen in die Welt der Gutbetuchten. Derjenigen, die es sich erlauben konnten, die Sommerfrische an der Blumenküste zu genießen. Unzählige Gemälde im Stil des 19. Jahrhunderts zeigen Landschaften und Porträts von Prousts Zeitgenossen. Gemalt wurden sie von Claude Monet, Jacques-Émile Blanche, René-Xavier Prinet. Wir staunen über die zahlreichen Leihgaben nationaler und regionaler Museen und Privatleuten.

Die kleinen Schätze der Villa du Temps retrouvé

In der Bibliothek stöbern wir in den Werken, die sicher auch Proust zu seiner Zeit gelesen hat. Kurios: Ein Manuskript von Proust, in dem er schnelle Anmerkungen gemacht oder Textpassagen gestrichen, überklebt und neu geschrieben hat. Wir merken, wie viel Mühe sich die Verantwortlichen bei der Gestaltung des Museumsparcours gegeben haben. Überall warten kleine Überraschungen für die Sinne. Es duftet gut, wir hören Musik, und tauchen zudem dank vieler visueller Eindrücke vollständig ein in eine andere Welt. Am Schluss der Besichtigung warten mit der temporären Ausstellung, dem Garten im Stil der Belle Époque und dem Tee-Salon weitere Highlights auf uns.

Praktische Informationen

Villa du Temps retrouvé
15 avenue du Président Raymond Poincaré
14390 Cabourg
Tel.: 0033(0)2 31 47 44 44
E-Mail: [email protected]
Website Villa du Temps retrouvé

Daten 2021

Das Museum wurde im Mai 2021 eröffnet und empfängt bis zum 11. November 2021 und dann wieder ab März 2022 seine Gäste von 11 – 18 Uhr mittwochs bis montags, auch an Feiertagen (dienstags geschlossen). Verlängerte Öffnungszeiten für Juli und August: 11 – 19 Uhr.
Vom 12. November 2021 bis 28. Februar 2022 bleibt das Museum geschlossen (Schulklassen können das Museum auch im Winter besuchen).

Preise

8 Euro pro Person
Ermäßigt 6 Euro pro Person
Kinder unter 18 Jahren zahlen keinen Eintritt.
Gruppen ab 10 Personen zahlen 5,50 Euro pro Person